Die nachfolgende Chronik wurde aus
Anlass des 100-jährigen Vereinsjubiläums im Jahre 2000 erstellt
und schildert den Werdegang vom klassischen Turnverein zum
heutigen TVR.
1900
- 1925
Es
fing alles mit 26 jungen Rübenachern an, die am 15. Oktober 1900
unter der Leitung des ersten Turnwarts
Hubert
Mogendorf den Turnverein Rübenach gründeten. Die
Begeisterung für den Turnsport war groß und Wettkampferfolge
stellten sich schon bald ein. Neben dem Turngaufest 1904, das auf
der hiesigen Schützenwiese ausgetragen wurde, sei besonders an
das Mittelrheinische Kreisturnfest 1910 in Bad Kreuznach erinnert.
Die Turnerriege des TVR konnte unerwartet im 10. Jubiläumsjahr
unter 33 teilnehmenden Vereinen den 3. Platz erringen und stellte
zudem mit
Toni
Vallender den damals besten Einzelturner.
Mit dabei waren u. a.: Johann Kollig, Moritz Mohrs, Josef Krey,
Nikolaus Daub,
Johann Reck, Tomi Kray,
Toi Vallender, Ludwig Zils, Willi Wagner, Elgen Nicklei
und Jgnatz Weller
Doch es
zeigten sich dunkle Wolken eines Krieges am Horizont und der Sport
fand ein vorübergehendes Ende. 16 unserer besten Turner mussten
zwischen 1914 und 1918 ihr Leben lassen und kehrten nicht mehr
heim. In der Vereinschronik wurde dazu folgendes nieder
geschrieben:
„Ausbruch
des Europäischen Weltkrieges“ – „Die Kulturstaaten Europas
rufen alles zu den Waffen um in einem mörderischen gegenseitigen
Kampfe sich näher zu treten“
Ein
Zitat, das zur bitteren Wahrheit wurde...
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Bereits
kurz nach Beendigung des Krieges wurde die Vereinstätigkeit
wieder aufgenommen. Im Alltagsleben kehrte wieder Normalität ein
und im Verein begann man intensiv nach einem geeigneten Grundstück
für ein Turngelände zu suchen. 1920 war es soweit. Gegen größte
Widerstände, so ist aus der Vereinshistorie zu erfahren, wurde in
der Grabenstraße das heutige Gelände des TVR erstanden und
umgehend zum Turnplatz hergerichtet. Fortan entwickelte sich
dieser Platz zum Mittelpunkt einer sportbegeisterten Jugend. Noch
im selben Jahr feierte man das 20 jährige Vereinsjubiläum mit
einem Festzug, Schauturnen und Tanz. Ein Jahr später stellten zu
Ehren der im Krieg gefallenen Vereinsmitglieder die Turner des TV
Rübenach einen Gedenkstein auf . Ein großer Findling, auf dem
die Namen ihrer Sportkameraden festgehalten wurden. Es war eine
bemerkenswerte Geste, den toten Sportkameraden so die letzte Ehre
zu erweisen.
Zum
25 jährigen Stiftungsfest 1925 welches gleichzeitig mit einem
Gaufest verbunden war, trat erstmals eine Damenriege des TVR auf,
die zur großen Freude gleich den ersten Preis errang. Auch beim
Turnfest in Darmstadt 1929 glänzte die Turnerriege des TVR. Mit
der Auszeichnung „Gut“ kehrte man nach Hause zurück und
konnte zudem einen Einzelsieg erringen |
Simon Ackermann bei der Riesenfelge
Geturnt
wurde in dieser Zeit entweder auf dem Turnplatz oder im Saal bei
„Schosche“ (Gaststätte Zum Weinberg Geschw. Mohrs). Eine
Turnhalle gab es noch nicht und so hatte man je nach Witterung
hier wenigstens ein Dach über dem Kopf.
1926 - 1950
In
den folgenden Jahren wurde deshalb das Verlangen nach einer
vereinseigenen Halle immer lauter. Da die sportlichen
Leistungen sich von Jahr zu Jahr steigerten, wurden auch die
Anforderungen an angemessene Trainingsbedingungen immer
größer. Doch es dauerte noch bis 1930, ehe mit dem Bau der
Turnhalle begonnen und der Rohbau unter großen Mühen erstellt
wurde. Nach einer sechsjährigen Ausbauzeit fand 1936 dann
endlich die feierliche Einweihung statt. Es war ein
Meilenstein in der Geschichte des TV Rübenach.
Gönnten sich eine wohlverdiente
Pause,
die Helfer beim Hallenbau 1933 |
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Mit
Beginn der Dreißiger Jahre traten vermehrt unsere
Kinderturnriegen bei den hiesigen Turnfesten des Turngaues auf.
Vorturner Ludwig Zils
und der damalige Vereinsvorsitzender Johann
Kollig kümmerten sich mit viel Engagement um den Nachwuchs
des Turnvereins.
Einen
großen Stellenwert hatte in dieser Zeit das alljährliche
Sommerschlussturnen, sowie das Familienfest am
2. Weihnachtstag. Hier veranstaltete der
Verein jeweils ein Schauturnen sowie eine Verlosung für
Mitglieder.1939 schloss dann die Reihe der Turnfeste mit einer
Fahnenweihe und einem großen Schauturnen in Rübenach ab.
Erneut
gab es Krieg. Wieder mussten die Männer zu den Waffen und in
einen sinnlosen Krieg ziehen. Während des 2. Weltkrieges ruhte
zwar der Übungsbetrieb für die nicht eingezogenen Turner
keineswegs, doch fehlte es dem Verein in während dieser Zeit an
einem geeigneten Vorturner.
Nur
noch im begrenzten Maße konnte das Turnen betrieben werden, bis
zu allem Unglück die Turnhalle im Dezember 1944 von Bomben zerstört
wurde. Was jedoch viel schlimmer schmerzte war die Gewissheit,
dass 32 Mitglieder unseres Vereins aus diesem Krieg nicht mehr zurück
kehrten ...
Von
1945 an unterlag der Turnverein dann einem durch die Besatzungsmächte
angeordneten Vereinsverbot. Erst vier Jahre später, 1949, durften
sich die ehemaligen Mitglieder wieder neu konstituieren und die
Vereinstätigkeit damit wieder aufnehmen. Unter Anleitung der älteren
Turner lernte der Nachwuchs fortan wieder Pferdsprung oder den
Handstand am Barren.
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Das
50 jährige Stiftungsfest 1950 feierte man unter den gegebenen
Verhältnissen. Die Turn-halle war
noch zerstört und die Veranstal-tungen fanden deshalb in verschiedenen Sälen statt. Nach dem Festkommers bei „Schosche“
fand im Anschluss an den Festgottesdienst - abgehalten in der
damaligen Notkirche, Gast-stätte Ferber u. a. ein Tischtenniskampf
zwischen TV Rübenach und TV Güls statt. Ein Schauturnen mit
Keulenschwingen und Barren-turnen, sowie ein großer Festumzug
durch Rübenachs Straßen rundete das damalige Programm ab. Es war
wohl die erste größere Veranstaltung, die unsere Gemeinde nach
dem Kriege wieder erleben durfte. Das die finanziellen Mittel
in dieser Zeit noch äußerst gering waren, zeigte sich an der
kleinen nur acht Seiten umfassenden Festschrift. |
Festumzug zum 50-jährgen
Vereinsjubiläum 1950
1951
- 1975
Bei
den in den folgenden Jahren stattgefundenen Turnfesten in Güls,
Immendorf und Niederberg, zeigten auch unsere Turnerinnen schon
wieder frühzeitig ihr Können. Vom Gauturnfest 1951 in Metternich
kehrten die Riegen gar mit dem Prädikat „Sehr gut“ für
Vereins-Sondervorführungen zurück.
v. l. n. r. Marlene Mohrs,
Annerose Waldorf Elfriede Krey, Maria Sandkaulen, Melidia
Lutterbeck, Lidwina Zerws, sowie kniend Helga Becker und Elke
Zils |
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1952
begann man damit, die zerstörte Turnhalle wieder aufzubauen. Nach
einer ersten provisorischen Notlösung wurde sie 1954 für den
Sportbetrieb fertig gestellt. Jetzt ging es aufwärts und der Sport
konnte endlich wieder richtig ausgeübt werden.
Höhepunkt
für unseren Verein war damals zweifelsohne das Gauturnfest 1955
hier in Rübenach. 20 Vereine mit über 350 Aktiven waren
angereist und veranstalteten ein großes Fest.
In
diesen Jahren formierten sich die TVR-Abteilungen wieder und neben
dem traditionellen Turnsport wurden Leichtathletik und Handball
und seit 1953 auch Tischtennis angeboten. Auch die
Kinderturnabteilung, im gleichen Jahr gegründet,
zeigte bereits tolle Leistungen und errang bei verschiedenen
Kinderturnfesten in Arzheim, Urbar, Mülhofen und Weißenthurm
etliche Eichenkränze sowie einen Wimpel.
Zum
60. Vereinsjubiläum 1960 präsentierte sich der TV Rübenach mit
einer ganzen Reihe von Veranstaltungen. Wettkämpfe der
Turnerinnen und Turner, Tischtennismeisterschaften, die Langläufe
„Quer durch Rübenach“ bis hin zu einem Handballturnier füllten
das Programm der beiden Festwochen. Mit dem alten Turnergruß
„Frisch,
Fromm, Fröhlich , Frei“ grüßte der damaliger Bürgermeister
und „Protektor“ des Jubiläums
Toni
Daub, die TVR-Mitglieder und würdigte beim Festkommers
die Arbeit um den Verein. Noch im gleichen Jahr machte man sich
erneut daran, die Halle zu modernisieren.
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Unterdessen
traten die Handballer mehr und mehr in Erscheinung. Bereits 1959
schaffte die 1.Mannschaft den Aufstieg von der Kreisklasse in die
Landesliga.
Die Handballer des TVR Anfang der 60er Jahre v. l. stehend: Robert Pretz.
Willi Geisen. Rolf-Dieter Mohrs, Helmut Mohrs, Alfons George, Erich
Schwamm, v. l. kniend Reimund Zimmermann, Gerhard Knobloch, Edmund Baulig,
Heinz Sondermann, Horst Becker und Dieter Antony |
In
dieser Zeit wandelte sich der Verein immer mehr vom reinen
Turnverein zu einem Breitensportverein. Neben den Abteilungen
Sport und Spiel und Kegeln kamen1963 zunächst Volleyball und 1967
Basketball hinzu. Beide Abteilungen entwickelten sich prächtig
und es dauerte nicht lange bis sich die ersten Erfolge
einstellten.
Mit
etlichen Meisterschaften bis hin zur Deutschen Vizemeisterschaft
1971 der Schülerinnen, entwickelte sich die
Damenvolleyballmannschaft des TV Rübenach zum Aushängeschild des
Vereins. Es waren die erfolgreichsten Volleyballjahre im TV Rübenach.
Auch
die Basketballer machten in dieser Zeit erstmals von sich reden.
Bereits im ersten Spieljahr 1967/68 belegte man in der
Jugendklasse im Bezirk Koblenz den ersten Platz. Eine Fülle von
besten Platzierungen reihte sich in den folgenden Jahren an und
die Basketballmannschaften vom Turnverein Rübenach waren schnell
überall bekannt.
1971
wurde die Gruppe „Sport für Jedermann“ ins Leben gerufen.
Hintergrund dieser inzwischen als „Ballsport und Gymnastik
Herren“ integrierten Abteilung war es, Sportmöglichkeiten
abseits von den Wettkampfabteilungen im TVR anzubieten.
Mit
der Gründung des „Montagsclub“ 1974, wurde nach einer
zwischenzeitigen Pause das Herrenvolleyball wieder aufgenommen.
Sehr zur Freude der Volleyballanhänger wurde diese sportliche Lücke
damit wieder geschlossen.
Die
Ära 1950 – 75 war zweifellos auch die Zeit der großen
Fastnachtsbälle in unserer Turnhalle. Was im Kleinen mit einigen
Sportkameraden anfing, wuchs im Laufe der Jahre zur größten
karnevalistischen Veranstaltung in Rübenach. Immer unter einem
bestimmten Motto sind diese Veranstaltungen in der Bevölkerung
bis heute unvergessen.
1975
feierte der Verein sein 75-jähriges Bestehen. Mit einer großen
Schiffstour auf dem Rhein und einem Festkommers in der Turnhalle
beging man den ersten Tag. Am zweiten Tag veranstaltete der Verein
ein Volleyball- sowie ein Basketballturnier mit internationaler
Besetzung.
1976 - 2000
In
den folgenden Jahren gab es immer wieder Veränderungen in den
Abteilungen oder Gruppen. Durch den kontinuierlichen
Mitgliederzuwachs drohte unsere Halle allmählich aus allen Nähten
zu platzen. Hatte der Verein 1950 noch 245 Mitglieder so waren es
1975 300. Eine neue,
größere Sporthalle wurde bei der Eingemeindung Rübenachs 1970
zwar versprochen, doch es sollte noch rund 20 Jahre dauern, bis
diese endlich realisiert wurde. Also zogen einige Gruppen, die
Volleyballerinnen und Basketballer, in die Halle der Pollenfeld
Schule und schafften fürs erste Platz.
1979
organisierte sich die Kinderturnabteilung mit Mutter/Kind-Turnen,
KiGa-Kinder und Schulkinder neu. Auch die Gymnastik-Damen
erweitern nach und nach ihr Programmangebot, in dem heute von
Step-Aerobic bis in den Seniorenbereich angeboten wird.
Die
Tischtennisabteilung, 1975 nach einer 10-jährigen Pause wieder
ins Leben gerufen, bekam Dank aktiver Trainer immer mehr Zulauf,
was sich u. a. auf das Leistungsniveau positiv auswirkte.
Durch
den Eigenbesitz des Turngeländes sowie der Turnhalle, standen im
Laufe der Jahre für den Verein immer wieder Erhaltungs- oder
Modernisierungsmaßnahmen an. 1987 wurde im Rahmen einer solchen
der neben der Halle befindliche Außenplatz von Grund auf
erneuert. Mit seinem zeitgemäßen Kunststoffbelag bietet er
seitdem beste Voraussetzungen für den Sportbetrieb in den
Sommermonaten.
Mit
Ballett kam 1994 ein ganz neuer Fachbereich hinzu. Damit
öffnete sich der Verein auch der musikalisch, künstlerischen
Seite.
1996
wurde mit Judo die siebte und derzeit jüngste Abteilung ins Leben
gerufen. Dank guter Trainingsbedinnungen wuchs die Abteilung sehr
schnell und es wurden recht bald die ersten Stadt- und Bezirksmeister gestellt.
Mit
der Auflage unserer kleinen Vereinszeitung
TVR-Sporttreff
wurde 1997 ein wichtiger Schritt in den Bereich Öffentlichkeitsarbeit
getan. Mit seinen mittlerweile 700 Mitgliedern, unterteilt in
sieben Abteilungen und 26 Gruppen, hatte der Verein einiges zu
bieten und darüber wollte man die ortsansässige Bevölkerung
informieren.
Im
Basketball wuchs inzwischen mit dem Jahrgang 82/83 ein
hervorragender Nachwuchs heran. Nachdem die B-Jugend die Saison
99/2000 als Vize-Rheinlandmeister abge-schlossen hatte, belegten
die Jungs bei der Rheinland-Pfalz Meisterschaft als einzige reine
Vereinsmannschaft einen vierten Platz. Der bis dahin größte
Erfolg der Basketball-Abteilung in der Vereinsgeschichte.
Die Basketballjugend Jahrgang
1982/83 |
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Das
die Sportangebot des TVR weiterhin gefragt waren, zeigt der
kontinuierliche Mitgliederzuwachs der inzwischen auf über 800
Personen angewachsen war.
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Unter
dem Motto „TVR 2000“- 100 Jahre Turnverein Rübenach 1900
e.V. haben wir im Jahre 2000 mit einer Reihe von
Veranstaltungen unser 100-jähriges Vereinsjubiläum begangen. Höhepunkt
war dabei zweifellos die Jubiläumswoche vom 1. bis 10. September,
in deren Verlauf wir eine neue Vereinsfahne als äußeres Zeichen
der Öffentlichkeit präsentiert haben. Mit einem Festkommers,
einer Sportwoche und einer abschließenden Sportgala wurde dieses
Jubiläum mehr als gebührend gefeiert.
Damit
schließt sich das erste Vereinsjahrhundert des TV Rübenach.
Vieles hat sich in dieser Zeit ereignet und es ist wert, einen Rückblick
darüber zu halten.
Klaus
Kohl Pressewart
Herbert Hennes 1.Vorsitzender
Rübenach im Jahre 2000
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